CO2 kompensieren: Grüner Fußabdruck oder Greenwashing? Erfahrung mit TeamClimate

Ich bin 2011 zum letzten Mal geflogen, trinke keinen Orangensaft mehr, weil das Konzentrat aus Südamerika kommt, habe mich für eine Solaranlage an Stelle einer Ölheizung entschieden und ernähre mich vegan und vegetarisch. Und das wichtigste: Ich vermeide seit 2013 konsequent Einwegplastik! Die Frage ist: Reicht das?

Vielleicht mache ich ein paar Dinge „richtiger“ als andere. Dennoch bin auch ich nicht perfekt. Wir besitzen zwei Autos, weil das auf dem Land nötig ist. Unser Haus ist mit 140 qm größer, als es sein müsste. Nur haben wir uns das nicht ausgesucht, weil wir es bevorzugt haben, ein altes Haus (Baujahr 1792) zu renovieren und eben nicht in ein Neubaugebiet zu ziehen, wodurch noch mehr Flächen versiegelt werden.

Ich habe oft das Gefühl, ich müsse noch mehr tun. Und ich will meinen LeserInnen zeigen, was sie tun können, welche Wege es gibt, um der Natur wieder etwas von dem zurückzugeben, was wir ihr durch unser Dasein nehmen. Sentimental soll das jetzt nicht klingen, aber es soll aufklären.

Deshalb habe ich mich dazu entschieden, die Kilometer, die ich privat, geschäftlich und für Reisen zurücklege, zu kompensieren. Bäume für gefahrene Kilometer – das klang gut für mich. Damit kaufe ich mir kein gutes Gewissen, sondern gebe Geld aus, um Umweltschäden zu beseitigen, deren Mitverursacher ich bin.

Mein Partner ist TeamClimate. Und heute möchte ich euch vorstellen, wer und was dahintersteckt. Jasmin aus dem Team stellt sich meinen Fragen.

Liebe Jasmin, wer ist TeamClimate?

TeamClimate ist ein sechsköpfiges junges Start-up in Wien. Vor mehr als 6 Jahren begann alles mit einem Projekt in der Schule: Wir waren begeistert von der Idee, ein Produkt zu entwickeln, das Menschen hilft ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. Und hier sind wir. TeamClimate ist nicht nur eine Plattform, sondern auch eine Community, die zusammen das Ziel anstrebt, das größte Problem der Menschheit zu lösen: die Klimakrise. 

TeamClimate berechnet mit einem wissenschaftlichen CO2-Calculator deinen persönlichen Fußabdruck und bietet dir individuelle Tipps um diesen zu reduzieren. Über drei zertifizierte Klimaschutzprojekte befreist du dich von deinen unvermeidbaren CO2-Emissionen und lebst klimaneutral.

Wie lange gibt es euch schon und wie habt ihr angefangen?

2015, haben wir das Thema Klimaschutz in der Schule angesprochen. Schnell kam ans Tageslicht, das niemand wusste, wie groß der eigene CO2 Fußabdruck ist und wie man diesen senken kann. Aber wie sollte man etwas verbessern, das man noch nicht begreifen konnte? Uns wurde klar, dass dringender Handlungsbedarf besteht.

Wir haben erkannt, dass die Klimakrise nur mit Hilfe von Klimaneutralität gelöst werden kann, denn um den globalen Temperaturanstieg mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 % auf 1.5 Grad zu limitieren und somit die Klimakrise abzuwenden, dürfte jeder Mensch bis 2100 im Schnitt nicht mehr als 0,7 Tonnen CO2 pro Jahr ausstoßen. (Röckström et al.) Aber hier das Problem: Selbst, wenn man sich vegan ernährt, nie fliegt oder mit dem Auto fährt, liegt der CO2 Fußabdruck bei rund 3,2 Tonnen pro Jahr. Das ist immer noch fast 5 mal zu viel, um die Klimakrise abzuwenden.

Genau bei diesem Problem haben wir angesetzt. Durch Reduktion und Kompensation wird man klimaneutral.

Bei euch kann jeder Verbraucher seinen CO2-Ausstoß kompensieren, aber nicht jedes Unternehmen. Was bedeutet das?

Jede Privatperson kann unsere Plattform besuchen und sich für ein klimaneutrales Leben entscheiden. Diesen Service bieten wir auch Unternehmen an. Unser Grundsatz bleibt dabei, den CO2-Fußabdruck zu messen, zu reduzieren und die übrigen, unvermeidbaren Emissionen auszugleichen. Durch unsere Reduktionsempfehlungen für Unternehmen konnten wir bereits tausende Tonnen CO2 vor der Kompensation reduzieren.

In den letzten Monaten haben wir Anfragen von Kreuzfahrtlinien, Steakhäusern erhalten, die ihre Emissionen bei uns kompensieren wollten. Wenn wir für ein Unternehmen keine Möglichkeit sehen, Emissionen zu reduzieren, lehnen wir die Anfrage ab. Nur kompensieren reicht nicht, das wissen wir!

Wie wählt ihr Projekte aus, die von euch unterstützt werden?

Uns ist wichtig, dass unsere KundInnen mit ihrem Beitrag zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können. Deshalb erzielen unsere zertifizierten Projekte in Peru, Bangladesch und Indien neben einer effektiven CO2-Reduktion auch einen Vorteil für die Menschen vor Ort: Arbeitsplätze, Bildung & Gesundheit.

Die Klimaschutzprojekte wurden sorgfältig und in Zusammenarbeit mit Experten ausgewählt. Um sicherzustellen, dass die Klimaschutzprojekte den höchsten Standards entsprechen und den exakten Fußabdruck ausgleichen, haben wir sie von unabhängigen Dritten, den Uniten Nations (UNFCCC), dem Verified Carbon Standard und der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien, zertifiziert.

  • Waldschutz in Peru: Der Amazonas Regenwald spielt eine entscheidende Rolle für unser Klima. Wir verhindern Abholzung und erhalten Biodiversität vor Ort.
  • Trinkwasser in Bangladesch: Die Desinfektion von Wasser durch Abkochen ist schädlich für Mensch & Planet. Das Projekt schafft einen umweltfreundlichen Zugang zu sauberen Trinkwasser.
  • Windenergie in Indien: Die Energiegewinnung durch Kohle ist emissions-intensiv. Vor Ort ermöglichen wir den Ersatz von Kohlekraftwerken durch erneuerbare Windenergie.

Mehr zu den Projekten hier.

Kannst du 5 gute Beispiele nennen? Was habt ihr bisher erreicht?

Fünf Meilensteine, die wir in den letzten Jahren erreicht haben:

  1. 2016 wurden wir vom österreichischen Wissenschaftsministerium ausgezeichnet.
  2. Wir arbeiten bereits mit 30 Unternehmen zusammen und unterstützen diese dabei ihre CO2-Fußabdruck zu reduzieren, sowie unvermeidbare Emissionen auszugleichen. 
  3. In unseren Projektgebieten schaffen wir Arbeitsplätze, ermöglichen Schulbildung und sauberes Trinkwasser.
  4. Aktuell kompensieren wir pro Minuten 15 kg CO2 und haben dabei insgesamt über 4 Millionen m² Regenwald geschützt
  5. Durch Reduktionsempfehlungen für Unternehmen und Privatkunden konnten wir tausende Tonnen CO2 vor der Kompensation reduzieren.

Interessiert dich, wie groß dein CO2-Fußabdruck ist? Dann lasst ihn dir berechnen! Es kostet nichts und du entscheidest, wie es danach weitergeht.

Wenn du in mein Team kommen willst, setzt Team Climate noch eins drauf: Für jeden neuen Klimaschützer im Team Schubert werden 100 Quadratmeter Regenwald zusätzlich geschützt.

Nutze bei deiner Anmeldung einfach den TeamCode besserlebenohneplastik – ich bin sehr gespannt, was wir gemeinsam erreichen!

8 Gedanken zu “CO2 kompensieren: Grüner Fußabdruck oder Greenwashing? Erfahrung mit TeamClimate

  1. Also irgendwie erscheint mir dein Leben wirklich unglaubwürdig. Meine Freundin erzählte mir, dass du gerade ein neues Haus baust? Von wegen Altbau, um weniger Flächen zu versiegeln. Verstehe nicht wie so viele Menschen darauf reinfallen…

    1. Wieso unglaubwürdig? Wir besitzen ein sehr altes Haus (von 1792) und wollen uns nun verkleinern. Dafür versiegeln wir aber keine neuen Flächen. Wir haben ein abrissreifes Haus geerbt, das nicht bewohnbar ist, mitten im Altort. Das reißen wir ab und Bauen kleiner neu.

  2. Bei diesem Artikel muss ich gleich an eine Seite im Netz denken, auf der ich meinen ökologischen Fußabdruck messen konnte. Dabei wurde auch die Wohnsituation abgefragt. Bei uns ist es ähnlich wie bei Ihnen, Frau Schubert. Wir haben durch die nachträgliche Ökodämmung dann noch so geringe Heizkosten, dass ich wegen der Wohnfläche kein schlechtes Gewissen habe, aber die Internetseite mit ihrer Messung hat mich schlechtgerechnet. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen sich der leeren alten Häuser annehmen, anstatt auf der grünen Wiese neu zu bauen (oft sind das gar nicht mal so kleine Häuser). Dazu kommt dann noch der ein oder andere seltsame Kommentar von Menschen, die lieber Vorurteile pflegen anstatt selbst auszuprobieren oder nachzuhaken, wenn man ihnen von Veränderungen in seinem Leben erzählt, die nachahmenswert sind und manchmal Mühe und Zeit brauchen. Das ist sehr ehrenhaft und sollte gewürdigt werden. Aber ohne selbst etwas wirklich zu wollen wird man es auch nicht umsetzen.

    1. Liebe Sabine,
      Dann ist das also noch nicht behoben. Ich hab der Firma den Vorschlag schon unterbreitet, mehr Auswahl – etwa bei der Heizung – anzubieten. Meine kommt ja gar nicht vor…
      Und ja, ich stimme Ihnen zu, dass mehr Altbauten genutzt werden sollten. Das könnten aber auch gut die Gemeinden in die Hand nehmen. Man muss das Wohnen im Altbau eben etwas anpreisen, wenn Menschen von allein nicht darauf kommen.
      Gemeinden weisen aber lieber Neubaugebiete aus…

  3. Das war allerdings eine andere Seite, mit dem CO2-Fußabdruck. Das ist schon ein paar Jahre her, ich muss mir das nochmal raussuchen.
    Auch in unserer Umgebung sehen wir das, das quasi jedes Jahr auf ländlichen Flächen neu gebaut wird, aber auch in unserem Ortszentrum in Lücken, wo vorher Bäume und Hecken standen. Alternativ finde ich sollte man Bauherren dann auferlegen, Vor-/Gärten nicht schottern zu dürfen. Nicht nur wegen der Versiegelung des Bodens bzw. weil das Regenwasser nicht einsickern kann, sondern weil auch da Plastik zum Einsatz käme mit Sperrfolien und Dekoration. Der Neubau (und das Renovieren) ist natürlich auch ein Plastikthema bzw. eine Möglichkeit zur Plastikvermeidung.

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