Einkaufszettel = Stimmzettel

Viele Menschen haben die Nase voll vom Plastik. Sie möchten etwas verändern, ihr Leben, ihr Einkaufsverhalten, ihre Müllmenge. Doch sie fühlen sich hilflos. „Warum tut die Politik so wenig gegen Plastik?“ Und: „Ich allein kann doch nichts bewirken,“ höre ich oft. Ich sehe das anders: Unterschätzt eure Macht als Kunde nicht! 

Es gibt viele Menschen, die gerne weniger Plastik kaufen möchten. Die Gründe dafür sind ganz verschieden: Manche stören sich an ihrem eigenen (vielen) Plastikmüll, andere haben von Weichmachern und BPA in Plastikverpackungen gehört und wollen besser auf ihre Gesundheit achten. Wieder andere entscheiden sich nach einem Strandurlaub gegen Plastik, weil sie Müll im Sand und im Meer entdeckt haben.

Fakt ist: Jeder hat inzwischen schon vom „Problem Plastik“ gehört.

Keiner kann überrascht tun, wenn es um Umweltverschmutzung durch Kunststoffe geht. In jeder Zeitung, jedem Magazin und auf jedem Sender gab es schon Berichte darüber. Blogger beschäftigen sich mit dem Thema.

Diesen Reportagen, Radio-Features und Artikeln ist es zu verdanken, dass ein, wenn auch noch langsames, Umdenken stattfindet. Doch kaum möchte man in seinem Haushalt, also bei sich selbst, anfangen, trifft man auf Schwierigkeiten.

Wer sich nicht auskennt, neu auf dem Gebiet der Plastikvermeidung ist, der kann schnell frustriert sein.

Schließlich sind die Supermarkt-Regale voll mit in Plastik verpackten Lebensmitteln – vom Discounter will ich gar nicht reden. Und einen Unverpackt-Laden hat eben nicht jeder vor der Tür.

Die Politik tut zu wenig.

Selbst engagierte Umdenker fragen mich oft, ob der Einzelne denn wirklich etwas bewirken kann. Meine Antwort lautet immer: JA! Wir sollten unsere Macht als Kunden nicht unterschätzen. Wir können Veränderungen herbeiführen. Und zwar mit Konsequenz.

Verweigern statt verzichten

Nutzt euren Kassenbon als Stimmzettel! Was nicht gekauft wird, fliegt raus. Schließlich wollen die Hersteller Umsatz machen. Produkte, die beim Kunden nicht ankommen, verschwinden aus dem Sortiment.

Das beste Beispiel dafür sind Deos mit Aluminiumsalzen. Es gibt heute kaum noch welche. Und das haben wir allein uns zu verdanken. Denn irgendwann haben immer mehr Kunden Deodorants, die die berüchtigten Porenverstopfer enthielten, nicht mehr gekauft. Die Hersteller mussten Umsatzeinbußen hinnehmen und haben reagiert. Und zwar sehr schnell… Und heute? Man findet kaum noch Deos mit Aluminiumsalzen. Stattdessen zieren rote Banner die Deosprays und -sticks. Die Aufschrift „Ohne Aluminiumsalze“ ist für mich Ausdruck der Macht des Kunden.

Auch bei Mikroplastik?

Ich habe eine Vision… Am liebsten wäre es mir, alle würden Seife statt Duschgel kaufen. Das ist aber nicht machbar. Und solange die Politik die Verwendung von Mikroplastik nicht verbietet, hoffe ich, die Kunden nehmen das selbst in die Hand. Und wer weiß, vielleicht steht auf vielen Duschgel-Flaschen im Drogeriemarkt-Regal irgendwann ganz groß „Ohne Mikroplastik“

9 Gedanken zu “Einkaufszettel = Stimmzettel

    1. Liebe Sabine,

      Sie haben vollkommen Recht! Ich fände ein solches Schulfach auch gut, weiß aber aus meiner Umgebung, dass es nichts nutzt, Kinder zu sensibilisieren, wenn die Eltern es anders machen.
      In dem Zuge sollte man gleich Fernsehwerbung verbieten – ach, ich könnte viele Beispiele aufzählen.
      Aber wer soll es verbieten? Wir sprechen ja gerade davon, dass die Politik zu wenig tut. Ich würde, wenn ich könnte – und ich wäre hart ;)

      Bei Mikroplastik in Kosmetika spricht die deutsche Regierung in einem Gutachten von zu vernachlässigenden Mengen – schließlich würden nur 500 Tonnen verarbeitet. Das sei sehr wenig im Vergleich mit dem, was etwa durch Reifenabrieb anfiele…

      Sie sehen, es mangelt am Interesse weiterzudenken…

      1. Ja, dieses mangelnde Interesse, wie Sie sagen, ist überhaupt nicht zu verstehen, weil ein Mensch, der die gleichen gesundheitlichen Bedürfnisse und Sorgen um die Umwelt haben müsste wie alle, als Regierungsbeamter oder Politiker plötzlich nur noch in Grenzwerten denkt. Das mit den „zu vernachlässigenden Mengen“ ist wie mit den eigentlich willkürlichen Grenzwerten, die niemanden beruhigen sollten. Wenn unsere Regierung lieber den Plastik- und Chemieprofit von Konzernen statt die Umwelt schützen will, müssen wir alle als die Mehrheit dem Inhalts- und Verpackungsmüll Absagen erteilen. Leider wird man selbst im Bioladen wenn nicht mit Inhalts- dafür aber mit Verpackungsmüll bedacht. Solange werde ich nach Alternativen schauen und Firmen mit Anfragen nerven, wieso dies oder jenes so oder so (schlecht) gemacht ist und ob das nicht auch anders geht. Wenn es mit Verpackung nicht anders geht, dann sollte es wenigstens so gemacht sein, dass komplettes Recycling möglich ist.

  1. Ja, Seife und Wasser sind die einfachsten und wahrscheinlich gesündesten Reinigungsmittel für den Körper – die Erkenntnis ist bei mir auch endlich angekommen, nach Jahren des im Vergleich dazu teuren Duschgelflaschen-Verbrauchs.
    Was alles Kunststoff/Mikroplastik in Produkten ist, das muss erstmal den Konsumenten klar werden, um es vermeiden zu können. Beispiel PVP in Waschmitteln – Hersteller veräppeln Kunden durch die Aussage, es wäre kein Mikroplastik, obwohl es Kunststoffflocken sind, die unzersetzt in Klärschlamm und Abwasser verbleiben, Umweltämter behaupten der klare Schaden müsse bewiesen sein, nur um nicht handeln=verbieten zu müssen (böses Experiment an uns und der Umwelt). Wieviel Beweis brauchen Behörden noch, wenn man klar Kunststoffreste nach dem Klärwerk findet und WEISS, dass die noch Jahrhunderte halten, Giftstoffe ansammeln und von Tier und Mensch wieder aufgenommen werden?
    Kunden lesen keine Inhaltsangaben und schlagen nicht nach, Hersteller verheimlichen das wahre Wesen ihrer Mittelchen.
    Statt Baumwolle wird Kunststoff in Wolldecken und Leggings, Mikrofaser in Badetüchern und Putzlappen, Elasthan in Jeans und Unterwäsche, verschiedenste Kunststofffasern in Sportkleidung verkauft, alles beim Waschen ausfasernd. Dann kommen „neue“ zweifelhafte Dinge: Angeblich nachhaltige Bambus-Becher aus Melamin-Kunststoff-EinWenigBambus-Gemisch als Coffee-To-Go-Becher, die nie recycling-fähig sind und unter Umständen ungesund, z.B. wenn der Kaffee zu heiß ist – auch blödes Experiment. Dabei gibts Edelstahl für sowas. Aber die „Bambus“-Becher sind ja so schön bunt.
    —- Konsum, so billig oder überteuert und verlogen wie möglich —
    Das spielt so gut zusammen, dass man wirklich desillusioniert sein könnte, weil weiterhin Jahr um Jahr fast unvergängliche Kunststoffe und sonstiges übles Zeug in die Umwelt gespült werden.
    Alu: Fußballer Podolski mit einer Duschgel- und Deokampagne, und was ist drin? Ich glaube nicht, dass er WIRKLICH weiß, was das alles ist, einige Inhaltsstoffe sind Mist und teilweise mit Aluminium, außerdem in Dosen, und dann sprühen sich schon die Jüngsten zweifelhaftes Zeug auf den Körper. Es hört einfach nicht auf, die Leute lassen sich verarschen. Es müsste ein Schulfach namens AUFKLÄRUNG oder LIES-UND-VERSTEH-DIE-INHALTSSTOFFE geben.
    Jeder Supermarkt ist doch ein Discounter: Zu viele Produkte aus unfairen Handelsquellen und das meiste konventionell, also chemisch behandelt, oft mit ungünstigen Inhaltsstoffen, auch zuviel Zucker und Salz, Glyphosath in Gemüse, Obst, Mehl, Bier und Tier. Die eigentlichen „Discounter“ sind nur die Resterampe der Konzerne.
    Aber: Stellt euch vor, es gibt zuviel Müll im Supermarkt und keiner geht hin!

    1. Eine gute Adresse für trockene Vorräte wie Nüsse finde ich den Online-Shop http://www.mein-muesli-laden.de, denn die verkaufen ihre Bioware auf Wunsch in Kraftpapier (außen braunes Recycling- und innen Pergamentpapier.) Das habe ich gemacht und zuhause in meine Vorratsbehälter umgefüllt.

      In manchen Supermärkten und auf Wochenmärkten bekommt man lose Nüsse und Trockenfrüchte. Als ich so eine Selbstbedientheke beim HIT gesehen habe, jede Ware einzeln mit Deckel, habe ich dort mit einem eigenen durchsichtigen Kunststoffbehälter (ich benutze noch vorhandene zum Einfrieren und Transportieren) Cashews abgefüllt – das wurde an der Kasse wohlwollend akzeptiert. Dann gibt es in quasi jedem Markt Nüsse in Blechdosen, aber die werden nach dem Öffnen in der Regel zum Recycling-Müll geworfen (ich verarbeite Kerzenwachsreste darin). Will man sowieso Mus draus machen, dann kann man Nussmus in Gläsern kaufen.

      Dann habe ich angefangen, Hersteller meiner Vorlieben anzuschreiben, ob sie nicht anfangen möchten, Lebensmittel statt in Plastiktüten in Glas und Kraftpapier zu verpacken. Wenn viele das machen, ist die Wirkung größer. Und man könnte beim eigenen Supermarkt oder Biomarkt anfragen wegen so einer Trockentheke. Wenn es Bedenken wegen Hygiene gibt, könnte ein sowieso anwesender Thekenmitarbeiter dies für Kunden abfüllen. Unverpackt-Läden nutzen spezielle Systeme zum hygienischen Selbstabfüllen, vielleicht möchte das der eigene Laden im Ort machen. Wenn man bei seinen Nachbarn dafür wirbt, werden es immer mehr Leute nutzen.

  2. Hallo zusammen, ich war grade einkaufen und habe echt eine Kundin angesprochen, weil sie die ‚Strauchtomaten‘ vom Strauch abgepflückt hat ( natürlich von jedem Strauch nur 1-2 Stück) in die Plastiktüte rein und dann nochmal kontrolliert, ob auch alle ganz toll sind. War natürlich nicht , also wieder raus aus der Tüte und weiter gefummelt. Ich habe sie gefragt, wer denn das jetzt noch kaufen sollte, nachdem sie alle durchgedrückt hat. Da hat sie mich für bescheuert erklärt. Davor hatte sie übrigens schon Bananenbündel zurpflückt.
    Also ich persönlich finde abgepacktes Obst gut.
    Liebe Grüße, Rosi

  3. Zum Glück sind nicht alle so rücksichtslos, und Bananen haben sowieso ihre eigene Hülle. Die Verwendung von Wegwerfplastik im Frischebereich halte ich für die größere Katastrophe, wenn alle es so schön abgepackt haben wollen. Konventionell funktioniert es doch schon ewig, und Schwund ist immer. Ich vermute, dass es durch Abgepacktes sogar mehr zu gedrücktem Obst und Gemüse kommt, weil verschiedenste Leute ständig nacheinander an den gleichen Packungen antesten, was sie durch die Verpackung nicht ganz so einfach sehen oder erfühlen können.
    Wenn Leute im Laden komische Sachen machen, dann kann man sich ruhig sehr laut darüber in ihrer Nähe beschweren, in dem angeführten Fall wäre ein lautes „Iiiiigitt, sie Schwein“ vielleicht erfolgreicher (ob die das dann nochmal so macht?!) :-D. Gerne „rette“ ich auch hässliches Obst und Gemüse, weil mir klar ist, dass Menschen in der Regel Rosinenpicker sind. Das Obst in meinem Garten ist auch nicht perfekt. Für Supermärkte sollte es eigentlich bei rohen Resten eine Regel zu Komposttonnen geben, genau wie beim Endverbraucher, so dass das begrabbelte Weggeworfene zumindest wieder in den Kreislauf kommt.

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