Frieren für den Frieden? Der Ukraine-Krieg und die Energiewende

Anzeige. Wer hätte gedacht, dass die Rufe nach der Reaktivierung von Atomkraftwerken wieder lauter werden. Wer hätte damit gerechnet, dass die Abkehr von fossilen Brennstoffen schneller Realität wird, als politisch vereinbart? Wird neben Weizen und Sonnenblumenöl bald auch die Energie in Deutschland knapp? Und müssen wir wirklich frieren für den Frieden? Mit dem Energieanbieter Polarstern ordnen wir diese Fragen ein.

BloP: Der Ukraine-Krieg verändert die Welt – auch aus energiepolitischer Sicht. Aber können wir, also jeder einzelne Haushalt, jede einzelne Person, denn wirklich etwas dazu beitragen, unabhängiger von Energielieferungen zu werden? Ist das nicht eher Aufgabe der Politik?

Polarstern: Es ist wichtig, dass die Energieversorger den Ausbau der erneuerbaren Energien fördern. Es reicht allerdings nicht, 100% Ökoenergie aus bestehenden Quellen anbieten. Wir brauchen deutlich mehr. Dabei können auch Verbraucherinnen und Verbraucher etwas tun. Sie sollten bei ihren Anbietern darauf achten, woher die „grüne Energie“ kommt. Mit der Wahl des richtigen Tarifs wird auch der Ausbau nachhaltiger Energiequellen unterstützt.

Und natürlich kann jeder von uns etwas dazu beitragen. Etwa mit Solarenergie, also der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach oder am Balkon der Mietwohnung.

BloP: Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauk sagte, man könne auch mal etwas frieren für den Frieden. Müssen wir das wirklich? Wie ist diese Aussage einzuordnen?

Polarstern:  Es ist ein Aufruf, dass wir alle etwas tun können und müssen. Auf Energie verzichten, ist utopisch und auch nicht alle können beim Heizen direkt auf 100 % Ökoenergie umstellen. Aber unseren Energiebedarf senken, das geht. Und hier liegt eine Menge ungenutztes Sparpotenzial. Es gibt eine interessante Faustformel: 1 Grad weniger spart 6 % Heizkosten. Allgemein hat das Heizen einen viel zu niedrigen Stellenwert bisher gehabt, obwohl wir hier mit Abstand den größten Energiebedarf der Haushalte haben – und entsprechend viele Treibhausgasemissionen verursachen.

BloP: Polarstern bietet Ökogas aus 100% Biogas an. Wäre das eine flächendeckende Lösung für die gesamte Bundesrepublik und wie schnell ließe sich das umsetzen?

Polarstern: 100 % Biogas für alle Haushalte braucht es zum Glück nicht. Inzwischen gibt es mit den Wärmepumpen effizientere Heiztechniken, sprich Lösungen, die weniger Energie zum Heizen benötigen als Gasheizungen und die super mit PV-Anlagen auf den Dächern kombiniert werden können. Aber, wir brauchen dringend mehr Biogas für die bestehenden Gasheizungen und für Haushalte, bei denen Wärmepumpen nicht möglich sind. Die Biogasproduktion lässt sich noch deutlich steigern. Bisher werden wenige Biogasanlagen für die Wärmeversorgung genutzt, das muss dringend gefördert werden. Nur rund 2 % der Biogasanlagen speisen heute in das Gasnetz ein. Und der Zubau neuer Biogasanlagen liegt bisher unter einem Prozent.

BloP: Uns kommt wohl gerade zugute, dass der Frühling mildere Temperaturen bringt und dann der Sommer vor der Tür steht. Die Regler an der Heizung können dann heruntergeschraubt werden. Strom benötigen wir trotzdem. Müssen wir auch da einen Mangel befürchten?

Polarstern: Ein Strommangel ist nicht absehbar. Hier sind wir in Deutschland deutlich breiter aufgestellt und erzeugen auch schon viel mehr erneuerbare Energien. In der Stromversorgung lag der Anteil erneuerbarer Energien 2021 bei 41 %, während es in der Wärme nur 16,5 % waren. Nichtsdestotrotz sind die Energiemärkte vernetzt, so dass sich Preissteigerungen einer Ressource immer auch auf die anderen Energiequellen niederschlagen. Strom sparen ist daher ebenfalls sinnvoll. Zumal wir nicht vergessen dürfen, dass rund ein Viertel des CO2-Fußabdrucks einer Person in Deutschland auf die Strom- und Wärmeversorgung entfällt – und wir alle viel zu viel CO2 verursachen. Also ist es auch im Sinne der Klimakrise dringend mehr Energie zu sparen und auf Ökoenergie umzustellen.

BloP: Ganz konkret: Was kann ich tun, um Heizenergie und Strom zu sparen, auch, wenn ich MieterIn und nicht HausbesitzerIn bin?

Wichtig ist es erst einmal, den eigenen Energiebedarf zu kennen und einschätzen zu können, ob das viel oder wenig ist. Idealerweise einfach mal Strommessgeräte an diverse Geräte anschließen, um die wirklichen Stromfresser im Haushalt zu entdecken. Es gibt auch WLAN-Steckdosen, die man dazwischen steckt und damit ganz einfach den Energieverbrauch von Geräten messen und in Apps sehen kann. Ansonsten haben wir zwei Artikel mit Strom– und Heizspar-Tipps erstellt, in denen garantiert Spar-Maßnahme für jeden von uns dabei sind. 

Maßnahmen zu benennen, mit denen alle Haushalte Energie sparen, ist schwer. Die Haushalte sind doch sehr unterschiedlich. Am häufigsten ist es beim Heizen sicherlich das Absenken der Raumtemperatur, gerade wenn Räume selten genutzt sind oder man mehrere Stunden am Tag nicht daheim ist.

Auch einfache Maßnahmen wie bei anbrechender Dunkelheit die Vorhänge und Jalousien runterlassen, um die Wärme im Raum zu halten und kurz und kräftig zu lüften statt Fenster zu kippen, sind wirkungsvolle Spartipps.

Beim Strombedarf hängt viel vom Alter der Geräte ab. Je älter sie sind, umso wirkungsvoller ist es, wirklich die Geräte vollständig auszuschalten, weil sie eben im Standby-Betrieb viel Strom benötigen. Ansonsten gilt bei großen Stromverbrauchern wie Wasch- und Spülmaschine oder Trockner die Regel, sie wirklich erst anzustellen, wenn sie voll sind und Eco-Programme zu nutzen. Auch bei der Unterhaltungselektronik kann jeder Energiesparmodi nutzen. Oftmals ist also das Energiesparen gar kein Aufwand, man muss es nur einfach tun und Sparprogramme nutzen. 

Fazit

Die Energiewende ist machbar und heute wichtiger denn je. Und bis dahin helfen uns die kleinen, aber wichtigen Tipps, um unseren Teil dazu beizutragen, weniger Energie zu verschwenden.

Im Hause Schubert gibt es Kippschalter an jedem Standby-Gerät. In jeder Lampe haben wir LED-Leuchtmittel mit maximal 6 Watt. Und nach dem Beginn des Krieges haben auch wir an unserer Heizung gedreht. Statt auf 21 Grad lief sie zuletzt mit 20 Grad.

Wie immer gilt: Viele müssen mitmachen. Einer allein richtet nur wenig aus. Deshalb bedanke ich mich bei polarstern.de für dieses Interview. Ich hoffe, es hat auch euch geholfen, das zu Verstehen, worüber gerade so viel berichtet wird.

 

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