monomeer.de ist ein Online-Shop, der Produkte ohne Plastik vertreibt. Daher habe ich das Deo von Organic Essence, das ohne Aluminiumsalze auskommt und in Papier verpackt ist – und zwar komplett. monomeer bietet nachhaltige Produkte und sehr günstige Preise. Dr. Susan Rößner ist Betreiberin dieses Online-Shops. Auch sie bloggt zum Thema „Plastikfreiheit“. Grund genug für Frau Schubert, mal nachzufragen.
Liebe Susan, Du betreibst einen Online-Shop, in dem Du plastikfreie Produkte anbietest. Wie kamst Du auf die Idee?
Zum plastikfreien Leben kam ich eher zufällig. Ich achte zwar schon seit ein paar Jahren darauf, dass meine Kosmetik kein Erdöl enthält, aber davon abgesehen hat der Verzicht auf Plastik lange Zeit keine große Rolle für mich gespielt. Irgendwann habe ich dann mal „Plastic Planet“ gesehen und war – so geht es ja vielen – ziemlich schockiert. Mir vorstellen, plastikfrei zu leben, konnte ich aber trotzdem erst, nachdem ich von der Familie Krautwaschl aus Österreich und ihrem Plastikfrei-Experiment gehört hatte.
Seit dem 1. November 2013 kaufe ich nun (fast) kein neues Plastik mehr. Da ich es teilweise ganz schön anstrengend fand, Alternativprodukte zu finden, lag die Idee zu einem Onlineshop für plastikfreie Produkte ziemlich schnell auf der Hand. Man verwendet ja unheimlich viel Zeit für die Recherche nach plastikfreien Alternativen, und sammelt sich die Produkte mühsam in vielen verschiedenen Geschäften und Onlineshops zusammen, was Nerven und Geld kostet. Wenn man dann Pech hat, kommt das schöne plastikfreie Produkt, das man sich voller Hoffnung bestellt hat, in einer Lawine aus Luftpolsterfolie an. Das ging mir ein paar Mal so.
Wie lebst Du privat?
Ganz allgemein: in einer Einzimmerwohnung, was nicht unbedingt nur mit Downsizing, sondern auch mit den Konstanzer Mietpreisen zu tun hat. Ich habe eine Teilzeitstelle, und ich habe eine Streuobstwiese gepachtet, auf der sage und schreibe sieben Bäume stehen. Drei davon sind leider tot. (Nicht meine Schuld, die waren schon so.) Ich gehe viel zu selten in den Alpen wandern. Wenn Zeit übrig ist, suche ich meinen Ururopa, der nach Amerika ausgewandert und dort verloren gegangen ist.
Was Plastik angeht: Ich gehöre zu denen, die aus Gründen der Müllvermeidung auf Plastik verzichten. Anderen ist eher wichtig, dass sie keine Weichmacher und andere Giftstoffe in sich aufnehmen, und obwohl ich diesen gesundheitlichen Aspekt wichtig finde, spielt er in meiner Motivation, Plastik zu vermeiden, kaum eine Rolle. (Im Übrigen finde ich, dass man für die beiden Gruppen Begriffe finden müßte. Das spart einem lange Erklärungen, und jeder weiß sofort, warum man auf Plastik verzichtet.) Meine Tupperdosen habe ich deswegen alle behalten – mir würde es Bauchschmerzen bereiten, Dinge auszurangieren, die noch benutzbar sind, und stattdessen neue Sachen zu kaufen. Ich vermeide neues Plastik, aber gebrauchtes ist in Maßen für mich ok: D.h. wenn es ohne Plastik nicht geht, wie etwa bei einem Drucker, kaufe ich einfach ein gebrauchtes Produkt bei Ebay.
In Konsumangelegenheiten werde ich irgendwie immer strenger mit mir. Überseefrüchte kaufe ich fast gar nicht mehr, mein Obst- und Gemüsehorizont reicht nur noch bis an die Ränder Europas. Klamotten kaufe ich Secondhand oder fair produziert. In einigen Bereichen versuche ich mittlerweile, Richtung Zero Waste zu gehen, und nehme zum Beispiel so oft es geht meine benutze Brötchentüte wieder mit zum Bäcker, damit es keine neue Tüte sein muß (leider denke ich noch nicht immer dran, eine Tüte einzustecken). Allerdings: Ich habe zwar derzeit kein Auto, möchte aber gern eins. Ein altes.
Auf welche plastikfreie Errungenschaft bist Du besonders stolz?
Ich benutze seit dem 1. Mai 2014 denselben Gelben Sack. Also ich schütte den nicht aus und nehme ihn wieder, sondern er ist einfach seitdem noch nicht voll geworden. Das freut mich sehr, weil es zeigt, dass es sich wirklich lohnt, auf Plastik zu verzichten, und dass jeder etwas bewirken kann. Früher habe ich monatlich einen Gelben Sack gebraucht – ich glaube das ist eine Ersparnis von 90%.
Welcher Verzicht stellte sich für Dich als schwierig heraus bzw. was ließ sich bisher nur schwer oder gar nicht ersetzen?
Ich benutze Kontaktlinsen und habe jedesmal ein schlechtes Gewissen, wenn ich eine neue Flasche Aufbewahrungslösung kaufe. Auch die Kontaktlinsen selbst, das Aufbewahrungsdöschen … das ist ja alles aus Plastik. Leider bin ich zu eitel, um nur noch meine Brille aufzusetzen.
Woher beziehst Du Deine Produkte?
Entweder direkt von den Herstellern oder von Großhändlern. Ich versuche, so viele Produkte wie möglich anzubieten, die in Deutschland oder in Europa hergestellt werden. Das klappt erstaunlich gut – lediglich die Gemüsenetze und das Deo von Organic Essence haben einen weiten Weg hinter sich und kommen aus Indien (die Gemüsenetze sind jedoch GOTS-zertifiziert) und den USA. Gerade beim Deo gibt es meines Wissens nach keine vergleichbare Alternative, sodaß ich in den sauren Apfel beiße. Mit China habe ich nach wie vor ein Problem: die meisten Edelstahlbehältnisse kommen beispielsweise daher, und ich möchte das nicht unterstützen. Neulich war ich mit einem englischen Traditionshersteller von Gartenwerkzeugen im Gespräch – superschöne Sachen, nur leider Made in China. Daher: vorerst kein Gartenwerkzeug bei monomeer.
Zum Deo: Es ist wirklich toll. Wo hast Du es gefunden und warum haben andere Anbieter das noch nicht entdeckt?
Das Deo von Organic Essence habe ich auf meiner letzten Reise durch die USA entdeckt. Es ist nicht schwer, es zu beziehen, insofern weiß ich nicht, warum es das Deo noch nicht so oft gibt. Organic Essence schafft es in der Tat, gar keine Werbung zu machen. Vielleicht zweifeln viele aber auch an der Wirksamkeit…
Wie setzt sich das Deo zusammen?
Das Deo besteht aus Kokosnussöl, Pfeilwurz-Wurzelpuder, Bienenwachs und Backpulver. Hinzu kommen je nach Duftrichtung einige Pflanzenextrakte aus biologischem Anbau. Klingt abenteuerlich, aber bei mir ist es das erste aluminiumfreie Deo, das wirklich hilft.
Du lebst in Konstanz. Dort plant ihr eine ganz besondere Aktion für 2015. Erzähl davon!
Ja, zusammen mit der Ortsgruppe des BUND plane ich eine Aktion zum plastiktütenfreien Tag, der ja jedes Jahr am 3. Juli stattfindet. Wir wollen erreichen, dass an diesem Tag in ganz Konstanz keine einzige Plastiktüte ausgegeben wird – das ist an einem Einkaufsfreitag während der Bodensee-Hochsaison sicher eine Herausforderung. Mal sehen, ob das klappt!
Das wäre ja schön wenn man das hinkriegen könnte, dass an diesem Tag keine einzige Tüte herausgegeben wird. Aber generell sollte es einfach keine Plastiktüten mehr geben!!
Das Deo werd ich mir mal genauer ansehen.
Danke für den Artikel.
Liebe Grüße.
Danke für das Interview!!
Ich freue mich schon darauf, bei monomeer zu shoppen. Auch, weil ich auch aus den gleichen Gründen auf Plastik verzichte(n möchte… ).
Liebe Grüsse aus der Schweiz